Kaum ist die Pausenklingel verstummt, stehen die ersten Elftklässler an seiner Bürotür: Mirco Tewes unterrichtet am Primo-Levi-Gymnasium (PLG) in Berlin Pankow-Weissensee eigentlich Mathematik und Physik. Als Oberstufenkoordinator ist er aber auch der Ansprechpartner für die Klassen 10 bis 12. Die Themen: Wahl der Profilfächer, Gesprächsbedarf zu den Noten, die Planung der Klassenfahrten im Herbst. „Das Schӧne an der Funktion ist, dass neben dem organisatorischen Kleinklein der Unterricht nicht zu kurz kommt“, freut sich Mirco Tewes.
Das PLG als Leuchtturm
Das Primo-Levi-Gymnasium stärkt sein mathematisch-naturwissenschaftliches Profil durch vielfältige Aktivitäten, die über die eigenen Schulmauern hinwegstrahlen. Jüngstes Beispiel: Das PLG ist Partnerschule des Schülerforschungsnetzwerks Pankow, das regionale schulische Gemeinschaften mit Kreativen, Makern und Forschern zusammenbringt und neue Lernorte, -arten und –methoden erschließt. „Mӧglich ist so ein Projekt nur, wenn es gelingt, begeisterte Kolleginnen und Kollegen aus der Schule mit engagierten Eltern zusammenzubringen. Alleine geht da gar nichts“, betont Mirco Tewes.
Dieses starke Engagement und zukunftsweisende Unterrichtskonzepte brachten dem Gymnasium 2011 die Auszeichnung als MINT-EC-Schule ein. MINT-EC Schulen erfüllen einen strengen Kriterienkatalog, festgelegt vom Verein mathematischer-naturwissenschaftlicher Excellence-Center. Die regelmäβige Rezertifizierung trägt außerdem dazu bei, dass sich das Gymnasium keinesfalls auf den Lorbeeeren der Vergangenheit ausruhen kann. Schulen des MINT-EC-Netzwerks gelten als „Leuchttürme in der MINT-Schullandschaft“, wie es in der Pressemitteilung des Vereins heißt.
Es war auch das Primo-Levi-Gymnasium, das vor rund zehn Jahren das erste T³-Fortbildungszentrum im deutschsprachigen Raum erӧffnete. Mittlerweile gibt es davon sechs, darunter in Österreich und der Schweiz. Als Erfolgsrezept nennt Mirco Tewes: „Meine engagierten Kolleginnen und Kollegen aller MINT-Fächer und eine Schulleitung, die Aktivitäten dieser Art nicht nur duldet, sondern ganz bewusst fӧrdert.“ Was als Initiative eines Einzelnen startete, ist heute ein anerkannter Fortbildungsstandort in Berlin, den auch die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie unterstützt.
„Für das tiefere Verständnis naturwissenschaftlicher Phänomene bieten Experimente, die Schülerinnen und Schüler selber von Hand ausführen, einen Wert, der nicht hoch genug geschätzt werden kann“
Experimentieren im Zeitalter der Digitalisierung
"Für das tiefere Verständnis naturwissenschaftlicher Phänomene bieten Experimente, die Schülerinnen und Schüler selber von Hand ausführen, einen Wert, der nicht hoch genug geschätzt werden kann“, gibt sich Mirco Tewes überzeugt. Geeignete digitale Werkzeuge müssen in erster Linie diese unterrichtlichen Ziele fördern. Das PLG ist diesbezüglich breit aufgestellt und setzt seit Jahren auf die TI-Nspire™ CX Technologie.
Erfahrungen unter Experten austauschen und an Interessierte weitergeben - beides wird am PLG gepflegt. Zweimal im Jahr findet das Arbeitsgruppentreffen des Lehrerfortbildungsnetzwerks T³ statt, zu dem technologiebegeisterte Lehrerinnen und Lehrer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz anreisen. Die Treffen dienen dazu, neue Experimente für Schüler zu entwickeln und zu erproben. Parallel dazu werden Arbeitsmaterialien erstellt, gegengelesen und verbessert. Zu finden sind sie auf der T³ Materialdatenbank, wo sie online allen interessierten Lehrkräften kostenlos zur Verfügung stehen.
Erfolgreiche Kooperation von T³ mit dem MNU
Dass aller Anfang bei der Arbeit mit Technologie gar nicht schwer sein muss, beweist seit Jahren die JuLe. Hinter dem Akronym verbirgt sich eine Tagung, die sich an Junglehrer richtet. Ausgerichtet wird die JuLe gemeinsam vom MNU, dem Verein zur Förderung des MINT-Unterrichtes, und T³ Deutschland, unterstützt von weiteren Partnern. Eingeladen sind insbesondere Lehrerinnen und Lehrer in ihren ersten Berufsjahren, Referendarinnen und Referendare sowie weitere interessierte Lehrpersonen. Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie Fachreferenten diskutieren in Vorträgen und Workshops Aspekte des zeitgemäβen MINT-Unterrichts. Impulsvorträge geben Anregung, Schülerinnen und Schüler für naturwissenschaftliche Phänome zu sensibilisieren. Das kann die Sendung mit der Maus sein, deren Redakteur Joachim Lachmuth beschreibt, wie Alltagsfragen altersgerecht in begrenzter Zeit filmisch beantwortet werden – beispielsweise wie die Löcher in den Käse kommen. Oder Prof. Harald Lesch von der LMU München, dem es gelingt, komplexe wissenschaftliche und philosophische Sachverhalte so darzustellen, dass auch Nicht-Experten folgen können. Die JuLe-Tagung Berlin findet traditionell einmal jährlich am Primo-Levi-Gymnasium statt und zieht rund 250 Lehrkräfte an. „Mehr dürfen es nicht sein, das verbietet der Brandschutz. Zuletzt waren die Plätze innerhalb einer Woche ausgebucht“, so Mirco Tewes sichtlich zufrieden.
JuLe-Tagung 2021 im Rahmen des MNU Bundeskongresses
Corona-bedingt musste die Tagung im März 2020 leider ausfallen. Umso größer ist die Vorfreude auf die JuLe im kommenden Jahr: Dann findet sie im Rahmen des 112. MNU Bundeskongresses an der TU Berlin statt. Dann heißt es wieder „MINT lehren und lernen weiterdenken“.
Save the Date: 06. März 2021 in Berlin.