Umfrage zeigt: Online-Lehren auch im neuen Schuljahr großes Thema

03 August 2020 by Sonia Reis (@soniaraquelreis)

Online-Lehren und –Lernen wird Standard
Nahezu 80% der Lehrkräfte hielten in den vergangenen Monaten Online-Unterricht ab – so eines der Ergebnisse der Umfrage, die wir in Zusammenarbeit mit Generations & Co durchgeführt haben. Ziel der Umfrage war es, die neuen Herausforderungen und Bedürfnisse der MINT-Lehrkräfte zu verstehen, die durch COVID-19 verursacht wurden.
Wie wird die Rückkehr ins neue Schuljahr 2020/ 2021 sein? Wir wissen, dass Lehren und Lernen stattfinden wird – ob im Klassenzimmer oder am Küchentisch. Folgendes haben wir aus den Antworten der 860 Lehrerinnen und Lehrer aus sieben europäischen Ländern gelernt.

Distanz- und Präsenzunterricht – das neue „normal“

Insgesamt ergab die Umfrage, dass die Lehrkräfte die technischen Lösungen für den Fernunterricht sehr geschätzt haben, auch wenn sie gleichzeitig den direkten Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern sehr vermisst haben. Lehrkräfte aus Belgien, Frankreich, Deutschland, Italien, Portugal, Schweden und den Niederlanden erwarten, dass der Schulstart in diesem Jahr sehr anders sein wird als normalerweise. Laut Umfrage-Ergebnisse sehen wir einer Zukunft entgegen, in der eine Mischform aus Distanz- und Präsenzunterricht möglicherweise die neue Normalität im Schulalltag wird.

Unterrichten im virtuellen Klassenzimmer

Niederländische und italienische Lehrkräfte scheinen zufriedener mit dem Online-Unterricht zu sein als Lehrkräfte anderer Länder. Rund 50% gaben an, die Erfahrung sei reibungslos verlaufen. In Frankreich und Deutschland jedoch war das virtuelle Klassenzimmer weniger populär. Hier erachteten viele Lehrerinnen und Lehrer es als ausreichend, Unterrichtsmaterialien und Online-Aufgaben zu versenden. Verhindert wurde das virtuelle Klassenzimmer maßgeblich durch den nicht vorhandenen oder nicht ausreichenden Zugang der Schülerinnen und Schüler zum Internet und zu technischer Ausrüstung. Durchschnittlich gaben 62% der Lehrkräfte an, sie würden im neuen Schuljahr auch weiter zusätzliche Unterrichtsmaterialien an ihre Schülerinnen und Schüler versenden.

Software und Fortbildungen sind gefragt

Der Wechsel zum Online-Lehren und –Lernen bringt große Herausforderungen mit sich. Eine europaweite Umfrage unter Lehrkräften ergab unterschiedliche Ansatzpunkte zur Verbesserung der Situation. Drei wichtige Ergebnisse: 55% der Befragten sprachen sich für eine bessere IT-Ausrüstung und 50% für Software-Lösungen aus. 47% der Befragten wünschen sich Trainings, um das Online-Lehren zu lernen oder zu verbessern. Außerdem äußerten die Lehrerinnen und Lehrer den Wunsch nach mehr Online-Unterrichtsmaterial, Videos und Aufgabenbeispielen für die Schülerinnen und Schüler.

“Wir stehen bereit, Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler bestmöglich zu unterstützen - mit unseren kostenlosen Materialien, mit Online-Seminaren und mit unserer Graphikrechner-Technologie. Diese lässt sich flexibel einsetzen, kann zusätzlich über einen Computer in der Schule projiziert oder im virtuellen Klassenzimmer geteilt werden.”

Stephan Griebel, T3 Europe coordinator.

 

Kostenlose T3 Online-Seminare

Das T3 Lehrerfortbildungsnetzwerk reagierte schnell auf die veränderte Situation und erweiterte europaweit das Angebot kostenloser Online-Seminare. Die zweiwöchentlichen Online-Seminare auf Englisch wurden vermehrt ergänzt durch Angebote in Frankreich, Deutschland, Italien und Portugal in lokaler Landessprache. Auch inhaltlich reagierte T³ auf die aktuelle Situation. Die Themen reichen vom Erfahrungsaustausch für den bestmöglichen Umgang mit dem Fernunterricht bis zu Unterrichtsmaterialien für die Lehrerinnen und Lehrer. Die T3 Online-Seminare werden laufend angeboten, damit Lehrkräfte sich auch im neuen Schuljahr fortbilden können.

Besorgt um Schülerinnen und Schüler Die Umfrage bestätigt auch, dass die Lehrkräfte eine schwierige Zeit hinter sich haben. Eine Lehrkraft aus Deutschland berichtete: “Ich habe einen zweieinhalbjährigen Sohn zu Hause – das machte es sehr schwer, neben der Betreuung zu unterrichten.” Einerseits war die eigene Work-Life-Balance eine Herausforderung, aber vor allem waren die Lehrkräfte vor allem um ihre Schülerinnen und Schüler besorgt. Auch wenn sich dies stark von Land zu Land unterscheidet, hatten durchschnittlich 32% der Lernenden keinen ausreichenden Zugang zu Computer oder Internet. Und das führt zu großer Ungleichheit in der Bildung. 81% der Befragten denken, dass der Lockdown und der Fernunterricht die Lern- und Wissensunterschiede zwischen den Schülerinnen und Schülern bereits vergrößert hat oder noch weiter vergrößern wird.

Zwischenmenschlichen Kontakt vermisst

Ein weitere Aspekt, den die Umfrage hervorbrachte: Die Lehrkräfte vermissen im Fernunterricht vor allem den direkten Kontakt. Einige der Lehrkräfte meinten, dass der fehlende Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern (55%) und Kollegen (21%) den Unterricht weniger effizient machte. Fast 70% vermissen den persönlichen Kontakt für den Austausch von Ideen mit ihren Schülerinnen und Schülern. Die Befragten haben außerdem beobachtet, dass der Online-Unterricht auch für die Schülerinnen und Schüler schwer war, vor allem was die Eigenorganisation und Konzentration betraf.

Online-Lehren wird bleiben

Je nach Land, wird das neue Schuljahr für die Schulen anders begonnen. Laut unserer Umfrage erwarten 70% der Lehrkräfte, dass der Lockdown langfristige Auswirkungen auf den Unterricht haben wird. Es sieht so aus, als würde der Mix aus Präsenz- und Distanzunterricht dauerhaft die Bildung bestimmen: Wie bereits genannt, gaben 62% der Lehrenden an, weiter Online-Material an die Schülerinnen und Schüler zu verschicken. Rund 30% planen, mehr Videos zu verwenden. Wir verfolgen die neuen Entwicklungen und bieten Unterstützung an, wo sie gebraucht wird. Stephan Griebel: “Wenn die Bedürfnisse der Lehrkräfte sich ändern, ändern auch wir uns.”

Mehr Informationen:

T3 Europe Webinar Program (Englische Sprache)

T3 Fortbildungen (deutsche Sprache)

T3 Materialdatenbank

T3 Europe YouTube channel

Digitale Schule 2020/21

 

Vom 10. bis 16. Juni 2020 wurden in Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Portugal, Schweden und den Niederlanden Online-Umfragen unter MINT-Lehrkräften mit insgesamt 860 Befragten durchgeführt.